2025, Academy Course, Painting
Glanz und Gloria 2025
Lecture # 091-25 |
12 students
| 520 EUR pP |
Mon 02.06.- Sat 07.06.2025| 6 days
MO-FR 10-17 Uhr| SA 10-13 Uhr

Ist mir doch vorhin gerade ein Kollege über den Weg gelaufen. Ich mit Keilrahmenleisten unterm Arm raus aus dem Boesner, er mit zwei Leisten hinein. Am Parkplatz treffen wir uns. — „Hallihallo! Na sowas! Long time no see. Wie gehts wie stehts? Muss die Teile umtauschen. Falsches Maß. Die lagen im Fach für einmeterzweiundsechzig, sind aber einmeterfünfundsechzig, haha. Und du so, altes Haus?“
Es gibt Künstler, denen ist die Fröhlichkeit nicht auszutreiben. Was hat in unserem strengen Dasein zwischen Acryl und Abstraktion, zwischen Konfiguration und Contemporary Art die gute Laune verloren? Sind wir nicht beide Zeitgenossen mit einem künstlerischen Bildungsauftrag inmitten einer von Krisen gebeutelten Welt? Eben noch versunken ins Display meines Handys randvoll mit Kriegen, Kitsch und Katastrophen, steht er plötzlich vor mir, der Maler, mit seinen verwechselten Hölzern unterm Arm, und grinst. Grinst mich an, als lebten wir noch in einer impressionistischen Idylle mit Meerblick und weiß gewandeten Damen unterm Sonnenschirm, reißt mich raus aus dem professionellen Miesepetermodus. Rücksichtslos. — „Hannes“, hätte ich da gerne gesagt, nachdem mir sein Name wieder eingefallen war, „Hannes, hör zu, der Monet ist Geschichte, und Van Gogh war ein armer Tropf. Komm zurück in die Zukunft, ins Hier und Übermorgen! Du musst die Leute aufrütteln! Die Welt geht am Arsch. Vergiss die Schönfärberei! Mach Installationen aus Benzinkanistern, Schusswaffen und Rettungswesten! Und lass den ganzen Glanz-und-Gloria-Zauber gut sein! Es muss uns schlecht gehen in der Kunst.“ — Naja, stattdessen habe ich gesagt: „Aber hallo, ja, es geht mir gut.“ Ich bin halt eine ehrliche Haut.

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