„Mein Hauptanliegen ist … wenn sich in meiner Arbeit an Bildern und Skulpturen und Zeichnungen etwas verändert hat oder wenn sich eine neue Idee ergeben hat, ich diese benutze und in einer grafischen Technik ausführe als Korrektur oder als Verdeutlichung, als Ausrufezeichen.“ – Georg Baselitz 1989 PROGRAMM 2025 – #5 Mit Händen die Welt formenLiebe Teilnehmende, liebe Kunst- und Kulturbegeisterte, Dieser Newsletter setzt sich mit zwei besonderen Aspekten künstlerischer Arbeit auseinander: der Plastik und der Druckgraphik. Beide scheinen kaum gegensätzlicher sein zu können und doch bilden sie kreative Prozesse in zwei ganz wesentlichen Aspekten ab. Bei dem Formen von Plastiken werden Kunstwerken mit den Händen, mit Spateln oder mittels additiver Materialien geformt. Alles wird durch den Künstler oder die Künstlerin in Form gebracht. In der Druckgraphik ist die künstlerische Idee eng gebunden an die technischen Voraussetzungen der Druckplatte und die Druckverfahren. Dort ist wenig unmittelbar, vieles sehr kalkuliert und immer die technische Seite mitgedacht, zumal das Bild selbst durch das Druckverfahren nochmals in seiner Ansichtigkeit gedreht wird. Gleichwohl bieten die Druckverfahren nicht nur Vervielfältigung, sondern auch sehr experimentelle Formen mit Farbe, Säure, Nadel, Ätzung, Überlagerungen etc. an, die den Künstlern und Künstlerinnen in den vergangenen 6 Jahrhunderten schier ungeahnte Möglichkeiten des Ausdrucks verschafft haben, die gleichzeitig der Vergewisserung der eigenen künstlerischen Idee dienten. Gegenüber aller Malerei, die wir in unseren Kursen anbieten sind beide Techniken für viele Künstler und unser Kunstverständnis von herausragender Bedeutung. Druckgraphik/Originalgraphik Während nach landläufiger Auffassung der Begriff des Originals die Eigenschaft der Einmaligkeit beinhaltet (Unikat), entsteht die Druckgrafik grundsätzlich in einer Mehr- oder Vielzahl von Exemplaren (Multiple). Doch kann dann unter bestimmten Voraussetzungen jeder druckgrafische Abzug als Original angesehen werden, gleichgültig, wie viele Exemplare des Drucks vorhanden sind. Anschaulich wird das etwa bei Holzschnitt und Radierung, den klassischen und noch im Expressionismus (Emil Nolde, Christian Rohlfs) verbreiteten Techniken der Druckgrafik. v.l.n.r.: Weyda, Christina-raum-zeit-klang-5.1_2024_Holzschnitt_24 x 53 cm; Kramer, Andreas_ohne Titel_Farbholzschnitt auf Leinwand In unseren Kursen beschäftigen wir uns tatsächlich immer mit der Herstellung von Originalgraphik und nicht um Vervielfältigung von Motiven anderer Künstler und Künstlerinnen. Der Holzschnitt steht in der Kunstakademie im Vordergrund der graphischen Kurse. Mit Christine Weyda bieten wir den Holzschnitt als experimentelle künstlerische Erfahrung an. Im Drucken liegt ein großes, sich schnell entfaltendes Potential. Es kann die eigenen Gestaltungsgrenzen, gewöhnlichen Erscheinungsbilder und das So wie ich es immer mache, aufbrechen. Der Schöpfergeist ist aktiviert durch handwerkliches Tun und durch das, was nicht immer vorgedacht und kontrolliert werden kann. Dadurch gewinnen wir eine große Freiheit im empfundenen Ausdruck. Im Kurs von Andreas Kramer wird die Technik des Holzschnitts mit Malerei kombiniert und dadurch werden zwei künstlerische Vorgehensweisen zu einer Art Kunst hoch zwei katapultiert. Jenseits des Holzschnitts Bilder der Linolschnitt eine technisch recht einfache aber dennoch sehr wirkungsvolle Drucktechnik. Der aus der Hochburg der Druckgraphik kommende Leipziger Künstler Benjamin Dittrich arbeitet in seinem Kurs mit Reduktion und farblicher Vielfalt. Die Technik der „verlorenen Form“ – auch Reduktionsdruck genannt – bezeichnet das Herstellen eines mehrfarbigen Druckes mit nur einer einzigen Druckplatte. Die Platte wird immer weiter reduziert, während sich auf dem Papier nach und nach die Farben übereinanderschichten. Mit geringem Materialverbrauch können so vielschichtige und präzise Ergebnisse erzielt werden. Bei Endy Hupperich und seinen Atelierwochen bildet die Druckgraphik nur ein Element der künstlerischen Gestaltung. In den Atelierwochen kann jeder und jede mit einem eigenen Projekt in die Kunstakademie kommen und mit Unterstützung durch Endy Hupperich nicht nur konzeptuelle, sondern auf Grund seiner persönlichen Erfahrung als Dozent an der Akademie der bildenden Künste in München sowie als Leiter der Lithografie Werkstatt ebendort und als Assistent von Markus Oehlen auch die Vielfalt technischer Reproduktionsverfahren, die ebenso Kopien, Pigmentdrucke und andere technische Verfahren kennenlernen. v.l.n.r.: Gruber, Manuel und Tobias, Bronzeguss; Bader, Elisabeth; Papier und Draht, Die Plastik Als künstlerische Form zeichnet sich die Plastik als additives Verfahren zur Herstellung eines Kunstwerks aus. Hierbei bieten wir in unseren Kursen eine Vielzahl von Materialien als Grundlage dieser Arbeit. Von Silber und Bronze über Papier, von Ton und Paperclay zu Modelliermasse und nicht zuletzt Holz öffnen sich Welten einfacher aber dennoch auch komplexer gestalterischer Möglichkeiten. Die Brüder Manuel und Tobias Gruber bieten in ihrer Werkstatt die Möglichkeit mit Silber und Bronze zu arbeiten und so in althergebrachten Techniken eigene kleine Werke zu fertigen. Wo gibt es schon die Möglichkeit die Gussverfahren zu nutzen? Jenseits der Metalle und in ungeahnter Leichtigkeit bieten die Kurse von Elisabeth Bader und Harald Knöfel die Möglichkeit in kürzester Zeit Abformungen ebenso wie komplexe Formen zu entwickeln. Harald Knöfel behandelt die direkte Abformung alltäglicher Gegenstände mittels hochwertiger Naturpapiere aus Japan oder dem Himalaya. Es wird in verschiedenen Techniken, wie beispielsweise der Schichttechnik mit den Papieren gearbeitet. Aus Papier hergestellte Pulpe kann uns ebenso als Masse für die plastische Arbeit dienen. Die verschiedenen Abformtechniken, wie zum Beispiel das Abformen mittels Gipsbinden, in Gips getauchten Tüchern oder Alginaten, können in kleinen Exkursen erprobt werden. Ein Fragment vom Torso, Kopf, Hand, Fuß oder eventuell auch vom ganzen Körper, kann die Grundlage für die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema „Körper als Hülle“ bilden. Die Natur bietet einen immensen Schatz an Formen, entstanden ohne Einwirkung des Menschen. Diesen Formenschatz nutzt Elisabeth Bader. In zeichnerischen Übungen und dreidimensionalen Experimenten entwickeln wir neue Formgebilde. Sie lernen die haptischen Eigenschaften und Verbindungsmöglichkeiten von Draht und Papier kennen, lernen Abformungstechniken und passen während des Schaffensprozesses die Form dieser Alltagsmaterialien Ihren Ideen flexibel an. Wir entwickeln strukturierte Objekte aus gehärtetem Papier, gestalterische Raumzeichnungen aus Draht, oder kombinieren beide Materialien auf raffinierte Weise v.l.n.r.: 2022_Kleiner_Weltinnenraum_III_Yvonne-Roeb; Beckert, Uta_ohne Titel_2024_Büste in Ton Material ist nicht alles, aber das Material hat Eigenschaften und biete damit bestimmte Möglichkeiten der Gestaltung und verhindert andere. Bei Yvonne Roeb wir die Weichheit und die haptische Natürlichkeit von Ton als Basis für eine écriture automatique in dreidimensionaler Form genutzt. Unbewusste Gestaltung, die in Ihrem Ausdruck in Ton ein Gesicht erhält. Bei Ursula Beckert wird der Ton für die Gestaltung Büsten und Köpfen verwendet und wer nicht schon seinen Nachbarn, die Queen oder andere Personen dreidimensional gefertigt hat, der wird bei Ihr in kurzer Zeit den eigenen Wünschen folgend Menschen Gestalt verleihen. Bei Petra Bammes ist alles menschliche Gestalt. In einem Vorkurs zum Zeichnen werden Proportionen und Gestalt eingeübt und nicht alleine abstrakt sondern durch das Tun verstanden. Im Kurs Modellieren dann, mit dem Blick auf die figürlichen Gesetzmäßigkeiten, wie den Proportionen und den Grundlagen der menschlichen Anatomie können wir unserer Phantasie freien Lauf lassen – bis hin zu Abstraktionen im Ton. Unter Rücksichtnahme auf die statischen Möglichkeiten des Materials werden wir, jedem sein individuelles Thema entsprechend, gemeinsam eine Skulptur erarbeiten. Bei Jutta Hass handelt es sich eher um freie, abstrakte Formen, die mittel des Material PaperClay vielfältiger, gewagter und gleichzeitig einfacher gefertigt werden können.
Bleiben Sie also neugierig- es gibt vieles zu entdecken! Ihr Stefan Wimmer und das gesamte Team der Kunstakademie |