STATION 4: MOOR- Moritz Urban- Chiroptera

Mit den Versprechungen der Outdoor-Industrie, naturnah und nachhaltig zu sein, beschäftigt sich der Offenbacher Künstler und Designer Moritz Urban. Inmitten des Ainringer Moors, zwischen hohen Bäumen und mit Blick auf das Wasser, installiert er ein bedrohliches und im Angriffsflug befindliches fledermausartiges Objekt, das in dieser Umgebung und in der Größe unheimlich wirkt.

Eine selbstgefertigte Leichtbau-Konstruktion aus Aluminiumrohren mit 5 m Spannweite und dem genähten Zeltstoff Tarp lässt sich leicht auf- und abbauen und damit an andere Orte adaptieren.  Moritz Urban bezieht damit Stellung zu den Narrativen der Outdoor-Industrie, nachhaltig zu sein und Naturschutz zu betreiben und sprengt gleichzeitig die Grenzen der klassischen Bildhauerei, die üblicherweise mit Schwere und Wetterfestigkeit der Materialien die Objekte dauerhaft an einen Standort bindet.

Naturerlebnis gegen Naturschutz! Camping und Outdooraktivitäten erfreuen sich bereits seit über 100 Jahren großer Beliebtheit. Schon früh entsteht hier ein Widerspruch zwischen Naturschutz und Naturerlebnis.

Heute gibt es zahlreiche Produkte, die mit einer Naturverbundenheit werben, selbst aber weder nachhaltig produziert noch biologisch abbaubar sind. Zudem hinterlässt das Vordringen an möglichst entlegene Orte häufig Schäden an Flora und Fauna. Gleichzeitig ist es aber gerade das Naturerlebnis, dass die Entwicklung eines Naturbewusstseins erst entfacht.

Im Berchtesgadener Talkessel erleiden Fledermäuse einen Rückgang ihrer Hauptnahrungsquelle, den Insekten und eine Bedrohung ihrer Habitate durch den Menschen. Gleichzeitig wird die Fledermaus von der Antike bis zur dunklen Romantik als Vorbote von Schrecken und Tod mystifiziert. Als Überträger für SARSCoV-2 ist die Fledermaus besonders in den letzten Jahren zu einem Schrecken geworden und scheint die Menschheit zu bedrohen. Damit kehrt sich das Machtverhältnis scheinbar um, zumindest lässt diese Installation durch die Bedrohlichkeit des großen Objekts mit Krallen diesen Gedanken zu.

Das Kunstwerk finden Sie hier auf Google Maps.

Moritz Urban hat Design und Bildhauerei an der Hochschule für Gestaltung in Offenbar studiert und ein Jahr an der Bezlel Academy of Arts and Design in Jerusalem.

Er hat zahlreiche Preise erhalten, wie den Förderpreis der Diözese Rottenburg-Stuttgart, den Klaus-Panzner-Preis, sowie ein Kunststipendium der Stadt Offenbach und das Johannes-Mosbach-Stipendium u.a.. Seine temporären Installationen, so z.B. aufblasbare Grenzzäune, könnten als Nachfolge einer Landart-Idee im Sinne Christos gelten.

http://www.moritzurban.com/

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