STATION 6: AUE- Rohrmoser/Österreich- Einkleidungen

Wieviele Kleider besitzen wir? Wieviele brauchen wir? Warum kleiden wir uns immer wieder um, je nach Anlass, Geltungsbedürfnis, Tätigkeit oder Wetter? Das Einkleiden ist Grundthema für das Künstler-Duo aus Bad Reichenhall und sie haben einen perfekten Standort für eine großräumige Installation in den Ausmaßen eines Auwaldes gefunden: die Nonner Au!

Das Transponieren menschlichen Verhaltens auf Baumstämme bewirkt eine ironische Verrückung und hält der Gesellschaft einen Spiegel aber mit einem Lächeln vor.  Die Einkleidungs- und Verkleidungsidee kann man in Bezug auf den Menschen noch verstehen und rechtfertigen, aber auf Baumstämme übertragen, erhält sie nicht nur einen Anklang von Absurdität, sondern steht auch als Mahnung für die Maßlosigkeit und Irrwitzigkeit des menschlichen Tuns. Eingriffe dieser Art, die angeblich dem Schutz der Natur dienen führen oft zu Problemen und sind eher dem Kommerz, der Effizienz oder der Gier geschuldet, als dem Gedanken an das Wohlergehen der Natur.

Klaus Oesterreich und Stefan Rohrmoser sammeln die absurdesten Materialien und kreieren aus ihnen neue Kleider für Baumstämme. Obwohl die Künstler sonst das Grundmaterial Holz für ihre Arbeit verwenden, es zu ästhetischen Produkten mit ihren Händen und Werkzeugen formen, drechseln und feinst bearbeiten, werden in diesem Fall fertige Materialien, oft Abfallmaterialien gesammelt und neu zusammengefügt. Mit den Materialien der Kleider und ihren Trägern entstehen neue Bedeutungsebenen, die tief in die Gesellschaft führen. Der Nachhaltigkeit des künstlerischen Tuns messen die Künstler eine besondere Aufmerksamkeit bei, sind die Materialien doch second-hand oder aber in regionaler Nähe entstanden, wie die Wolle, die von Schafen der Umgebung geschoren wurden und den kürzesten Transportweg hinter sich hat.

Die Augenhöhe des Menschen ist für die Künstler eine ernst zu nehmende Größe: es sollte der Maßstab für alle Dinge sein, Maßstab, den sie an ihr eigenes Tun anlegen und den sie für alles menschliche Verhalten einfordern. In diesem Falle ist 1,7m die Kleidergröße eines jeden Baumkleides und erinnert an den menschlichen Maßstab. Die außergewöhnliche, so bunt und spielerisch anmutende Modenschau der Baumstämme zelebriert nicht nur unseren Einkleidungswahn und führt ihn ad absurdum, sondern ist eine Aufforderung zur Mäßigung, mahnt unsere Maßlosigkeit, unsere Gier und all die unverfrorenen Ansprüche unserer Gesellschaft an die Natur!

Das Kunstwerk finden Sie hier auf Google Maps.

Klaus Oesterreich ist in München geboren, gelernter Elektromechaniker, absolvierte eine kaufmännische Ausbildung und eine Malerausbildung und ist dann in den elterlichen Betrieb für Farben und Künstlerbedarf in Bad Reichenhall eingestiegen. Seine künstlerische Beschäftigung, tägliche Leidenschaft und seine Ausstellungtätigkeiten beziehen sich auf die Bearbeitung und Herstellung von hochwertigen Holzprodukten.

Stefan Rohrmoser lebt in Bayerisch Gmain und  ist nach einer Lehre als Koch seit 1989 künstlerisch in verschiedenen Materialien tätig:  Ton, Holz, Bronze und Stein. Er ist freischaffender Künstler und Kunstvermittler, Mitglied in verschiedenen Künstlervereinen und Berufsverbänden Bildender Künstler. Er ist mit seinen Werken in zahlreichen, regionalen und überregionalen Ausstellungen vertreten.

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